
Osteoarthritis: Vier leicht zu ignorierende Risiken von Corticoid-Injektionen
- Gesundheitsalgorithmus
- 15.11.2020
Die Einführung von Kortikosteroiden in das Gelenk verspricht eine schnelle Linderung der Schmerzen und eine Verbesserung der Gelenkfunktion bei Patienten mit Arthrose des Knies und Coxarthrose. Die Wirkung lässt jedoch oft nach einigen Wochen nach und Komplikationen können dauerhaft sein. Die Gefahr liegt nicht nur in Infektionen. Kortikosteroid-Injektionen können auch Knochen und Knorpel schädigen. Ein Bericht in Radiology (doi: 10.1148 / radiol.2019190341) machte auf vier unterschätzte Risiken von Kortikosteroid-Injektionen aufmerksam.
Andrew Compel und Akira Murakami arbeiten in einer Klinik in Boston, die sich vor allem um Bewohner der Innenstadt kümmert. Ihre Patienten sind oft medizinisch „unterversorgt“ und haben mehrere Erkrankungen. Überweisungen von Radiologen verlangen oft eine intraartikuläre Steroidinjektion. Letztes Jahr gaben zwei Ärzte 459 Injektionen mit 40 mg Triamcinolon plus 2 ml Lidocain (1 %) und 2 ml Bupivacain (0,25 %).
Im Gegensatz zu vielen anderen Radiologen sehen Compel und Murakami ihre Patienten oft ein zweites Mal, weil sie eine weitere Behandlung wünschen oder wegen einer Komplikation. Da viele Patienten alte Röntgenbilder mitbringen, können Radiologen sehen, was sich verändert hat, seit ihnen Steroide injiziert wurden. Insgesamt traten nach 36 von 459 Injektionen (8 %) Komplikationen auf.
Am häufigsten (26 Fälle) war das rasche Fortschreiten der Osteoarthritis (Typ 1 RPOA). Ein charakteristisches Zeichen ist die Verengung des Gelenkspalts auf dem Röntgenbild um mehr als 2 mm innerhalb von zwölf Monaten. Eine Verengung des Gelenkspalts ist immer ein Zeichen für eine Gelenkknorpelzerstörung, die im Magnetresonanztomogramm (MRT) besser sichtbar ist. Weitere Merkmale des Typ-1-RPOA sind eine Synovitis mit Gelenkerguss und subchondrale Knochenveränderungen, einschließlich eines ausgedehnten Knochenmarködems.
Die zweite Komplikation sind subchondrale Insuffizienzfrakturen, die von zwei Radiologen bei vier Patienten nach Injektion von Steroiden in den Oberschenkel gesehen wurden. Laut Kompel und Murakami klagen Patienten typischerweise über Schmerzen, die sich ohne sichtbare Verletzung über mehrere Wochen allmählich verschlimmern.
Auf einem Röntgenbild ist oft nur eine leichte Einengung des Gelenkspalts zu erkennen. Das MRT zeigt eine subchondrale Hypointensität und eine Abflachung des Gelenkspalts. Eine ausgedehnte Schwellung des Knochenmarks kann ebenfalls Teil der Krankheit sein. Eine Spontanheilung ist möglich, solange der Knochen- und Knorpelabbau nicht zu weit fortgeschritten ist.
Drei Patienten entwickelten nach Injektion eines Steroids in das Hüftgelenk eine Osteonekrose. Auf Röntgenbildern sei dies oft erst zu erkennen, wenn der Hüftkopf bereits kollabiert sei, schreiben Compel und Murakami. Anhand der Größe der Nekrose im MRT kann das Risiko vorab abgeschätzt werden. Manche Patienten sind bis zu einem Knochenbruch schmerzfrei.
Drei Patienten erlitten nach Steroidinjektionen eine schnelle Gelenkzerstörung mit Knochenverlust (RPOA Typ 2). Die Veränderungen ähneln RPOA Typ 1. Hinzu kommt ein Verlust an Knochenmasse, der innerhalb weniger Monate zur Zerstörung der Knochenstruktur führt.
Die Erfahrung eines Zentrums kann nicht repräsentativ sein. Es ist nicht bekannt, wie häufig Komplikationen sind. Laut Kompel und Murakami sollten sich die Patienten jedoch einigermaßen der Risiken eines vorzeitigen Gelenkersatzes bewusst sein.